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Quantenkryptographie – Die Zukunft der sicheren Datenübertragung

Die Quantenkryptographie gilt als Meilenstein der digitalen Sicherheit. Erfahren Sie, wie sie funktioniert, was sie so besonders macht und warum sie unsere Kommunikation in Zukunft grundlegend verändern könnte.

Quantum Photonics 2025
Erfurt, Deutschland

In einer Welt, in der Daten zu einem der wichtigsten Güter geworden sind, ist der Schutz dieser Informationen essenziell. Während klassische Verschlüsselungsverfahren zunehmend durch leistungsfähige Computer, insbesondere Quantencomputer, bedroht werden, bietet die Quantenkryptographie eine zukunftssichere Alternative. Sie nutzt fundamentale Prinzipien der Quantenmechanik, um Kommunikation nahezu unknackbar zu machen – selbst gegenüber Angreifern mit unendlicher Rechenleistung.

In diesem Beitrag erklären wir, was Quantenkryptographie ist, wie sie funktioniert und warum sie unsere digitale Welt revolutionieren könnte.

Die vier Ziele der Kryptographie

Bevor man sich mit der Quantenkryptographie im Detail befasst, ist es hilfreich, die vier grundlegenden Ziele kryptographischer Systeme zu verstehen. Diese bilden das Fundament für jede Form sicherer digitaler Kommunikation:

1. Vertraulichkeit
Nur autorisierte Personen dürfen Zugriff auf sensible Informationen haben. Die Inhalte müssen während der Speicherung und Übertragung vor unbefugtem Zugriff geschützt sein.

2. Integrität
Daten dürfen nicht unbemerkt verändert werden. Der Empfänger muss sich darauf verlassen können, dass empfangene Informationen exakt dem Original entsprechen.

3. Authentizität
Die Identität der Kommunikationspartner muss zweifelsfrei verifizierbar sein. Nur so kann sichergestellt werden, dass Informationen tatsächlich von der angegebenen Quelle stammen.

4. Verbindlichkeit (Nicht-Abstreitbarkeit)
Einmal gesendete Informationen – z. B. digitale Signaturen – müssen nachweisbar sein, sodass der Absender nicht bestreiten kann, die Nachricht gesendet zu haben.

Diese vier Ziele gelten sowohl für klassische als auch für quantenbasierte kryptographische Verfahren – die Quantenkryptographie bietet jedoch neue, besonders effektive Wege zu ihrer Umsetzung.

Was ist Quantenkryptographie?

Die Quantenkryptographie ist ein hochmodernes Teilgebiet der Kryptographie, das die Gesetze der Quantenmechanik zur Absicherung der digitalen Kommunikation nutzt. Ihr zentrales Ziel ist es, die Übertragung sensibler Informationen so abhörsicher wie möglich zu gestalten – und zwar durch physikalische Prinzipien, nicht durch mathematische Komplexität.

Während klassische Verschlüsselungsmethoden wie RSA, ECC oder AES auf der Schwierigkeit beruhen, bestimmte mathematische Probleme (etwa das Faktorisieren großer Zahlen oder das diskrete Logarithmusproblem) zu lösen, verfolgt die Quantenkryptographie einen völlig anderen Ansatz. Sie nutzt quantenphysikalische Phänomene wie Superposition, Unschärferelation und Quantenverschränkung, um Kommunikationssysteme gegen jeglichen Zugriff von außen zu schützen.

Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass klassische Kryptographie durch ausreichend große Rechenleistung – insbesondere durch zukünftige Quantencomputer – kompromittiert werden kann. Die Quantenkryptographie hingegen stützt sich auf unveränderbare Naturgesetze: Ein quantenmechanisches System lässt sich nicht unbemerkt beobachten. Jeder Versuch, Informationen auf einem Quantenkanal mitzulesen, verändert zwangsläufig deren Zustand – und kann damit sofort erkannt werden.

So entsteht eine völlig neue Form von Sicherheit: Eine, die nicht auf Vertrauen in Algorithmen oder Geheimhaltung basiert, sondern auf den fundamentalen Regeln der Physik.

Die Grundlagen der Quantenkryptographie

Die Technik der Quantenkryptographie basiert im Wesentlichen auf zwei Effekten der Quantenmechanik:

Superposition

Ein Qubit (Quantenbit) ist die kleinste Informationseinheit in der Quantenkryptographie und verhält sich anders als ein klassisches Bit. Während ein Bit entweder den Wert 0 oder 1 annimmt, kann ein Qubit gleichzeitig beide Zustände einnehmen – ein Phänomen, das als Superposition bezeichnet wird.

Stell dir vor, ein Photon – ein einzelnes Lichtteilchen – wird durch einen Polarisationsfilter geschickt. Je nachdem, in welchem Winkel der Filter eingestellt ist, kann das Photon unterschiedliche Polarisationen annehmen: horizontal, vertikal oder sogar eine Kombination daraus. In der Quantenkryptographie werden diese verschiedenen Zustände genutzt, um Informationen zu codieren.

Erst wenn ein Qubit gemessen wird, kollabiert seine Superposition in einen der beiden klassischen Zustände – 0 oder 1. Die Entscheidung, welcher Zustand es wird, hängt sowohl vom ursprünglichen Zustand als auch vom Messverfahren ab.

Diese Eigenschaft ermöglicht die Übertragung von Informationen auf einer völlig neuen Ebene: Daten werden nicht nur binär verschlüsselt, sondern auf quantenmechanischer Ebene codiert.

Leuchtende Partikel in Blau und Rot auf dunklem Hintergrund.

Messung beeinflusst den Zustand

Ein weiteres zentrales Prinzip ist die Tatsache, dass jede Beobachtung eines Quantenzustands nicht passiv, sondern invasiv ist. Sobald ein Qubit gemessen wird, verändert sich sein Zustand. Diese Eigenschaft basiert auf der Heisenbergschen Unschärferelation, nach der es unmöglich ist, bestimmte Eigenschaften eines Teilchens gleichzeitig exakt zu kennen – etwa Position und Impuls, oder hier: Polarisationsrichtung und Energie.

Für die Quantenkryptographie bedeutet das konkret: Wenn ein unbefugter Dritter (häufig als „Eva“ bezeichnet) versucht, die übermittelten Qubits auszulesen, verändert sie dabei zwangsläufig deren Zustand. Diese Manipulation erzeugt Fehler in der Kommunikation, die beim Abgleich der Schlüssel erkennbar sind.

Das bedeutet: Ein Abhörversuch bleibt niemals unbemerkt. Im Gegensatz zur klassischen Kryptographie, wo ein Angreifer unbemerkt mitlesen oder aufgezeichnete Daten später entschlüsseln kann, ist die Quantenkryptographie in der Lage, solche Angriffe in Echtzeit zu erkennen und entsprechend zu reagieren – z. B. durch Verwerfen des kompromittierten Schlüssels.

Wie funktioniert der Quantenschlüsselaustausch (QKD)?

Ein zentraler Anwendungsfall der Quantenkryptographie ist der Quantenschlüsselaustausch, auch bekannt als Quantum Key Distribution (QKD). Ziel ist es, einen geheimen Schlüssel zu erzeugen, den nur zwei Kommunikationspartner – zum Beispiel Sarah und Michael – kennen.

Ein weit verbreitetes Verfahren ist das BB84-Protokoll, das folgendermaßen abläuft:

  1. Sarah sendet eine Reihe von Photonen an Michael, die jeweils zufällig in verschiedenen Polarisationen kodiert sind.
  2. Michael misst die ankommenden Photonen ebenfalls mit zufällig gewählten Messbasen.
  3. Anschließend tauschen sie über einen öffentlichen Kanal aus, welche Basen sie verwendet haben – nicht jedoch die Messergebnisse.
  4. Die Übereinstimmungen in den Basen bilden die Basis für den gemeinsamen geheimen Schlüssel.
  5. Durch einen Abgleich prüfen Sarah und Michael, ob es Hinweise auf einen Abhörversuch gibt. Bei ungewöhnlich hoher Fehlerquote wird der Schlüssel verworfen.

Dank der Quanteneigenschaften lässt sich jeder unerlaubte Zugriff – z. B. durch Eva – sofort erkennen. Das macht QKD zu einem der sichersten bekannten Schlüsselverteilungsverfahren.

Vorteile der Quantenkryptographie

Die Quantenkryptographie bietet im Vergleich zu klassischen Verfahren eine Vielzahl an Vorteilen:

  • Sicherheit auf Basis der Physik: Kein mathematisches Problem, sondern ein Naturgesetz schützt die Daten.
  • Echtzeit-Erkennung von Abhörversuchen: Jede Manipulation verändert die Quanteninformation.
  • Zukunftssicherheit gegenüber Quantencomputern: Auch in einer Welt mit leistungsfähigen Quantenrechnern bleibt diese Methode sicher.
  • Keine langfristige Verwundbarkeit: Selbst aufgezeichnete Daten können später nicht entschlüsselt werden, wenn der Schlüssel nicht bekannt ist.

Ein leuchtendes Vorhängeschloss vor einem digitalen Gitter aus Buchstaben – Symbol für Datensicherheit und Verschlüsselung.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Trotz aller Vorteile ist die Quantenkryptographie noch mit einigen Herausforderungen verbunden:

  • Technologische Anforderungen: Die Erzeugung und Messung einzelner Photonen erfordert äußerst präzise Geräte.
  • Begrenzte Übertragungsdistanzen: Ohne spezielle Verstärker (Quantenrepeater) sind nur wenige hundert Kilometer über Glasfaser möglich.
  • Kostenfaktor: Die Systeme sind aktuell teuer und werden vorwiegend in hochsensiblen Bereichen eingesetzt.
  • Angreifbarkeit durch fehlerhafte Implementierung: Zwar ist die Theorie sicher, jedoch können technische Schwächen in der Praxis ausgenutzt werden.

Anwendungsbereiche der Quantenkryptographie

Trotz der Hürden kommt die Quantenkryptographie bereits heute in folgenden Bereichen zum Einsatz:

  • In der Regierungskommunikation und Diplomatie
  • Bei Banken zur Absicherung großer Transaktionen
  • Im Gesundheitswesen zum Schutz hochsensibler Patientendaten
  • In der Forschung und Industrie zur Absicherung geistigen Eigentums

Zukünftig könnten auch Quantenkommunikationsnetze (Quanteninternet) entstehen, die vollständig auf Quantenkryptographie basieren.

Fazit: Quantenkryptographie als Sicherheitsstandard der Zukunft

Die Quantenkryptographie eröffnet völlig neue Möglichkeiten der sicheren Kommunikation. Durch die Nutzung physikalischer Effekte wie Superposition und Zustandsveränderung bei Messung ist es erstmals möglich, Kommunikationssicherheit unabhängig von Rechenleistung zu gewährleisten. Angesichts wachsender Bedrohungen durch Cyberkriminalität und Quantencomputer stellt sie eine zukunftssichere Lösung dar, die bereits heute ihre Einsatzfähigkeit in der Praxis unter Beweis stellt.

Ihre Kontaktperson

Judith Kießling

Judith Kießling

Referentin Marketing & Kommunikation
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