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Qubits - Die Schlüsseltechnologie hinter Quantencomputern

Qubits sind die Grundlage von Quantencomputern. Im Gegensatz zu klassischen Bits können sie durch Superposition und Verschränkung mehrere Zustände gleichzeitig einnehmen – und ermöglichen so eine völlig neue Form der Informationsverarbeitung.

Quantum Photonics 2025
Erfurt, Deutschland

In der Welt der klassischen Computer kennen wir Bits – sie sind die elementaren Bausteine digitaler Informationen und können entweder den Wert 0 oder 1 annehmen. Doch in der Quanteninformatik, einem der spannendsten Felder der modernen Wissenschaft, treten Qubits an ihre Stelle. Diese quantenmechanischen Einheiten sind der Schlüssel zur beispiellosen Leistungsfähigkeit von Quantencomputern – Maschinen, die komplexe Probleme lösen können, an denen herkömmliche Computer scheitern.

Was sind Qubits?

Qubits, kurz für „Quantenbits“, sind die kleinsten Informationseinheiten in einem Quantencomputer. Im Gegensatz zu klassischen Bits, die nur zwei Zustände haben (0 oder 1), können Qubits aufgrund der Prinzipien der Quantenmechanik gleichzeitig mehrere Zustände einnehmen. Dieses Verhalten nennt man Superposition.

Superposition und ihre Bedeutung

Ein Qubit kann sich nicht nur in einem Zustand (z. B. 0 oder 1) befinden, sondern in einer Überlagerung beider Zustände. Erst bei einer Messung „entscheidet“ sich das Qubit für einen dieser Werte. Das bedeutet, dass ein Quantencomputer mit mehreren Qubits gleichzeitig eine Vielzahl von Rechenwegen durchspielen kann – ein enormer Vorteil gegenüber klassischen Systemen.

Der Unterschied zu klassischen Bits

Während klassische Bits ausschließlich entweder den Wert 0 oder 1 annehmen können, ermöglichen Qubits durch Superposition die gleichzeitige Repräsentation beider Zustände. Dadurch können Quantencomputer parallele Berechnungen durchführen, für die herkömmliche Computer deutlich mehr Zeit und Rechenleistung benötigen würden. Hinzu kommt, dass Qubits über die Quantenverschränkung miteinander verbunden sein können – ein Phänomen, das es bei klassischen Bits nicht gibt. Diese Verschränkung erlaubt eine extrem effiziente und koordinierte Informationsverarbeitung. Kurz gesagt: Bits sind linear und einzeln – Qubits sind vernetzt und gleichzeitig vielfältig. Das macht sie zur Schlüsseltechnologie der nächsten Rechnergeneration.

Unterschied Bits und Qubits

Verschränkung: Die Macht der Quantenverbindung

Ein weiteres zentrales Konzept bei Qubits ist die Quantenverschränkung. Dabei handelt es sich um eine starke Korrelation zwischen zwei oder mehr Qubits. Verändert sich der Zustand eines Qubits, wirkt sich das sofort auf die verschränkten Partner aus – unabhängig von der Entfernung zwischen ihnen.

Diese Eigenschaft ist es, die Quantencomputer so mächtig macht. Durch Verschränkung können Informationen extrem effizient verarbeitet werden – was beispielsweise bei der Faktorisierung großer Zahlen oder in der Materialforschung revolutionäre Fortschritte verspricht.

Physikalische Realisierung von Qubits

Qubits existieren nicht nur theoretisch – sie lassen sich mit verschiedenen physikalischen Systemen realisieren. Die Wahl der Technologie hat dabei großen Einfluss auf die Stabilität, Skalierbarkeit und praktische Einsetzbarkeit von Quantencomputern. 
Hier sind einige der wichtigsten Realisierungsformen:

Supraleitende Qubits
Diese Technologie wird von einigen Unternehmen genutzt. Sie basiert auf winzigen supraleitenden Schaltkreisen, die bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt betrieben werden. Der Vorteil: sie lassen sich mit etablierten Halbleiterprozessen herstellen.

Ionenfallen
Hierbei werden einzelne Atome mithilfe elektromagnetischer Felder in einer Falle „gefangen“ und durch Laserstrahlen manipuliert. Diese Methode ist besonders präzise und bietet eine hohe Kohärenzzeit – jedoch ist die Skalierung auf viele Qubits technisch aufwendig.

Photonen-Qubits
Lichtteilchen (Photonen) dienen als Träger der quantenmechanischen Informationen. Besonders interessant ist diese Technologie für die Quantenkommunikation, da Photonen sich hervorragend über große Entfernungen übertragen lassen – z. B. in Glasfaserkabeln.

Spin-Qubits
Sie nutzen den Eigendrehimpuls (Spin) von Elektronen, die in sogenannten Quantenpunkten gefangen sind. Dieser Ansatz ist vor allem in der Halbleiterindustrie vielversprechend, da er sich mit heutigen Fertigungsprozessen kombinieren lässt.

Herausforderungen bei der Arbeit mit Qubits

Trotz aller Fortschritte sind Qubits äußerst empfindlich. Zwei der größten Herausforderungen sind:

1. Dekohärenz: Ein Qubit verliert schnell seine quantenmechanischen Eigenschaften, wenn es mit seiner Umgebung in Kontakt kommt – ein Effekt, der als Dekohärenz bekannt ist. Temperatur, Strahlung oder Vibrationen können dazu führen, dass ein Qubit seine Superposition verliert. Das erschwert zuverlässige Berechnungen.

2. Fehlerkorrektur: Klassische Computer nutzen redundante Informationen, um Fehler auszugleichen – bei Qubits funktioniert das nicht so einfach. Quanten-Fehlerkorrektur erfordert zusätzliche Qubits, die für die Stabilisierung eines logischen Qubits sorgen. Forscher arbeiten intensiv daran, diese Verfahren zu optimieren.

Anwendungen von Qubits: Mehr als nur Rechenpower

Mit wachsender Rechenleistung eröffnen sich für Qubits zahlreiche revolutionäre Einsatzmöglichkeiten:

  • Quantenkryptographie: Qubits können helfen, völlig neue, abhörsichere Kommunikationswege zu schaffen. Durch sogenannte Quanten-Schlüsselverteilung (QKD) lassen sich Informationen verschlüsseln, die bei jedem Abhörversuch sofort entlarvt werden würden.
  • Molekülsimulation und Materialforschung: Quantencomputer mit Qubits eignen sich hervorragend zur Simulation chemischer Reaktionen – ein Bereich, in dem klassische Computer oft an ihre Grenzen stoßen. Die Entwicklung neuer Medikamente oder Materialien könnte so beschleunigt werden.
  • Optimierung komplexer Systeme: Egal ob Lieferketten, Verkehrsflüsse oder Finanzmärkte – viele Prozesse erfordern die gleichzeitige Auswertung unzähliger Parameter. Qubits ermöglichen die schnelle Suche nach optimalen Lösungen in riesigen Datenräumen.
  • Künstliche Intelligenz: Machine Learning profitiert von der parallelen Datenverarbeitung durch Qubits. Zukünftig könnten Quantencomputer neuronale Netzwerke trainieren, die weit leistungsfähiger sind als heutige Systeme.

Ein Mensch hält ein Smartphone, aus dem eine zentrale AI-Schaltkreis-Grafik hervorgeht, umgeben von Symbolen für verschiedene Anwendungsbereiche künstlicher Intelligenz wie Chat, Cloud, Schreiben und Kommunikation.

Qubits und die Zukunft

Die Entwicklung von Quantencomputern steckt noch in den Kinderschuhen – aber die Fortschritte sind gewaltig. Während heutige Systeme mit wenigen Dutzend Qubits arbeiten, streben Wissenschaftler sogenannte „fehlerkorrigierte Quantencomputer“ mit Tausenden oder gar Millionen Qubits an. Dafür braucht es jedoch nicht nur neue physikalische Ansätze, sondern auch umfassende Softwarelösungen.

Langfristig könnten Qubits in vielen Bereichen klassische Computer ergänzen oder ersetzen. Vor allem in Kombination mit KI und Cloud-Technologien entsteht ein neues digitales Ökosystem, das auf Geschwindigkeit, Sicherheit und Effizienz basiert. Auch ethische Fragen wie der Zugang zu Quantencomputing und seine Regulierung werden zunehmend diskutiert.

Fazit: Warum Qubits die Zukunft bestimmen

Qubits sind nicht einfach nur eine neue Technologie – sie sind der Grundstein für eine völlig neue Art zu rechnen, zu kommunizieren und zu forschen. Ihre Fähigkeit zur Superposition und Verschränkung macht sie zu einem mächtigen Werkzeug der Zukunft. Während noch zahlreiche Herausforderungen bestehen, ist klar: Qubits sind der Schlüssel zu einer neuen Ära der Informationsverarbeitung.

Ihre Kontaktperson

Laura Schlenstedt

Laura Schlenstedt

Projektreferentin Quantum Photonics
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